Wir freuen uns sehr, Sie zur ersten Einzelausstellung des in Berlin lebenden Brasilianischen Künstlers Thiago Bortolozzo bei magnus müller einladen zu können. Bortolozzo zeigt eine ortspezifische Installation aus Holz im Innen- und Außenraum der Galerie sowie eine Serie neuer architektonischer Malereien.

Die Arbeiten von Thiago Bortolozo spielen mit der Architektur, Plastik, Installation und Malerei der zeitgenössischen Gesellschaft. In seinen plastischen Experimenten erweitert er die Architektur des Ausstellungsortes und löst somit einen Reibungsprozess mit dem institutionellen Raum aus. In seinen frühen Arbeiten schuf der Künstler mit billigen Baumaterialien prekäre Strukturen. Dadurch brach er mit der Sterilität des „white cube“ der Galerie und deckte die konstruktiven Verfahren, die die Architektur verstecken wollte, auf. Gewissermaßen stellte er das Skelett des Baus aus, als ob er den Körper des Gebäudes umkehren wollte. Anstatt der Autonomie und der Reinheit der Formen zeigten seine Arbeiten eine gewisse Fragilität, die an die Instabilität der Bauten von Palafiten und der Favelas (Elendsviertelhäuser) erinnerte.

In einem anderen Arbeitszyklus untersucht er institutionelle Räume nicht nur auf ihre architektonischen Eigenschaften hin, sondern als Ort zur Legitimation von Kunst überhaupt. Das Museum und die Galerie werden als Orte für Entertainment verstanden. Der Künstler nutzt den Raum absichtlich, um Unterhaltung für sein Publikum anzubieten. Skatepisten, Rampen und Autoscooter sind als Kunst ausgestellt und bringen den Spielpark in die Ausstellungsinstitution. In einer Zeit, in der die Grenze zwischen Popularität und Kult, Kunst und Entertainment, öffentlichem und privatem Raum verwischt sind, fordert Bortolozzos Arbeit eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Dynamik.

In der Ausstellung der Galerie magnus müller in Berlin zeigt der Künstler Malerei und Installation nebeneinander, um diese Grenzen der Medien noch gezielter in Frage zu stellen. Die Bilder von bunten Wasserrutschen sind an im Internet gefundene Fotos von Wasserparks angelehnt und zeigen verlassene und konstruktive Strukturen, die vordergründig ihre ursprüngliche Funktion verloren haben. Niemand rutscht hier. Ihre skulpturalen Formen sehen wie sinnlose und verlassene Monster aus, wie bloße, gebaute Künstlichkeit für die menschliche Unterhaltung. Die hyperrealistische Technik dieser Bilder verstärkt die Sensation von Verfremdung und macht den Betrachter Fotografie sehen, was aber in der Tat Malerei ist.

Bortolozzos ausgestellte Bilder finden in der Konstruktion eines Decks, welches sich vom Freien bis in den Innenraum der Galerie erstreckt, ihre Erweiterung. Von Außen betrachtet wird die vermeintliche Spiegelung der Skulptur im Schaufenster der Galerie durch eine mit Wasser befüllte Vertiefung, einem Pool im Innenraum, gebrochen. Mit Humor hebt der Künstler die ursprüngliche Formalität der Galerie auf und bietet dem Besucher eine echte Gelegenheit zur Unterhaltung. Allerdings kann der Galeriebesucher nicht durch die gemalten Wasserbahnen rutschen, er muss die Grenzen der sozialen Konventionen überwinden und sich trauen in das Wasserbecken einzutauchen. Der Künstler fordert den Betrachter sich jenseits der oberflächlichen Einschränkungen zu bewegen und so die existierenden Spannungen in den flüssigen Zwischenräumen der zeitgenössischen Gesellschaft wahrzunehmen.

(Dr. Hugo Fortes)

Thiago Bortolozzo wurde 1976 in Campinas, Brasilien, geboren und lebt seit 2008 in Berlin. Er studierte Bildende Kunst an der Universität von São Paulo. "Transition Zone" bei magnus müller ist seine erste Einzelausstellung in Deutschland. 2008 baute er das Bühnenbild für das von Frank Castorf inszenierte Theaterstück "Die Maßnahme / Mauser" in der Berliner Volksbühne. 2004 war er auf der Biennale von São Paulo vertreten. Parallel zu "Transition Zone" ist der Künstler in der Gruppenausstellung "Zeitgenössische Kunst von Brasilianern im Auslandszustand" in der Brasilianischen Botschaft zu sehen.

Diese Ausstellung wird freundlicher Weise von der Brasilianischen Botschaft in Berlin unterstützt.