Kuratiert von Petra Reichensperger

Ursprünglich war die Jagd Überlebensgrundlage, in den antiken Hochkulturen wurde sie als göttlicher Kult verstanden und später war sie den Privilegierten vorbehalten. Heute jagen Kulturproduzenten der Raumerschließung, der Raumerweiterung und manchmal auch der Raumverengung hinterher. Sie sind Jäger und Gejagte – getrieben von der Suche nach Selbstbestimmung und Transformation.

Nichts scheint also näher zu liegen, als die Raum-Jagd und den ihr zugrunde liegenden Gestaltungswillen aus der Perspektive der gegenseitigen Dynamisierung von unterschiedlichen Ausdrucksformen ins Zentrum einer Ausstellung zu rücken: Wie verhält sich der Architekturraum zum Bewegungsraum, wie der Illusionsraum zum Sprach- und Denkraum, wie die Raumfolge einer Galerie zum Idealraum? Welche Raumsituation löst welche emotionale Wirkung aus? 

Drei Künstler wurden eingeladen, direkt vor Ort mit den jeweiligen Räumen zu arbeiten: Tilman Wendland lässt durch seine Intervention das Poelzig-Rot der Fensterfront verschwinden, Geka Heinke konzipiert eine ver-räumlichende 

Wandmalerei, Jenny Jordan nutzt für die Entwicklung ihrer Arbeit die Schwerkraft. 

Die Arbeiten von zehn weiteren Künstlern sind in der Galerie zu Konstellationen zusammengeführt worden, die eine Spannung zwischen den einzelnen Positionen erzeugt haben:

Mladen Bizumic und Jeannette Fabis haben Schwarz gegen Weiß gestellt und Bezug auf die Sprache genommen. Die Frage, wie Dinge gelesen werden, stand im Mittelpunkt des Interesses von Ole Martin Lund Bø. Viele seiner Arbeiten zeichnen sich durch die Freilegung einer eigenen Gesetzmäßigkeit und den ausgeklügelten Gebrauch von Zeichen aus, ein Verfahren, mit dem Lucas Lenglets Skulptur und Jens Wolfs Malerei korrespondiert haben. Alexander Lieck hat sich mit der Spannung zwischen Raumbildern und Raumauflösungen beschäftigt, Albert Weis und Tolia Astakhishvili/Dylan Peirce haben Arbeiten gezeigt, in denen Räume gefaltet und dynamisiert worden sind. Während Gerry Bibby in seinen Collagen Geschichte kondensiert und transformiert hat, war Wolfgang Breuer bei seinen Raumerkundungen vor allem von der sozialen Dimension fasziniert.